Die Somentec Software GmbH, IT- und Lösungsanbieter für die Versorgungswirtschaft, befindet sich trotz Corona-Krise auf Erfolgskurs. Das Unternehmen wächst personell und ist bis weit ins kommende Jahr mit Aufträgen ausgelastet. Umsatz und Gewinn entwickeln sich 2020 entsprechend stabil. Geschäftsführer Olaf Polak, verantwortlich für Projektmanagement, Vertrieb und Marketing sowie Finanzen und Verwaltung, berichtet, wie sein Unternehmen mit der Ausnahmesituation umgeht.
?: Herr Polak, wie nah ist das Corona-Virus an die Somentec Software GmbH herangerückt?
!: Glücklicherweise bislang nicht in unmittelbare Nähe. Im Bekannten- und Freundeskreis unserer über 80 Kolleginnen und Kollegen ist zwar der eine oder andere Verdachtsfall aufgetaucht, aber es gab letztlich kein positives Testergebnis. Diese Leute und auch Urlaubsrückkehrer haben wir gebeten, vorsichtshalber zu Hause zu bleiben und im Zweifelsfall 14 Tage in Quarantäne zu bleiben.
„Mobiles Arbeiten ist in unserem Metier gut möglich“
?: Wann haben Sie das Corona-Virus als Gefahr identifiziert, auf die Sie als Unternehmen reagieren mussten?
!: Tatsächlich haben wir in der Firma die Gefahr relativ früh heraufziehen sehen und schon Ende Februar einen Corona-Krisenstab gebildet. Anfang März waren intern die Benutzung von Desinfektionsmitteln und die Einhaltung von Verhaltensregeln bereits quasi Pflicht. Wir haben auch sehr früh angeregt, sich in den Abteilungen abzusprechen und möglichst rollierend im Büro und zuhause zu arbeiten, um direkte Kontakte untereinander zu vermeiden. Wobei wir generell freigestellt haben, nur im Homeoffice zu arbeiten. Mobiles Arbeiten ist in unserem Metier ja grundsätzlich gut möglich, in den meisten Bereichen jedenfalls. Und wer doch ins Büro wollte oder musste, war angehalten, den Weg zur Arbeit per Auto, Fahrrad oder zu Fuß zurückzulegen.
?: Welche Einschränkungen gab bzw. gibt es in der Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern?
!: Im Support ist für uns das Remote-Arbeiten auf den Systemen unserer Kunden jahrzehntelang erprobte Praxis. Die Projektarbeit wird ebenfalls schon seit Langem und in großen Teilen online erbracht. Das hat sich in der Corona-Krise noch intensiviert, abzulesen etwa daran, dass wir die Zahl der Lizenzen für Kollaborationssoftware verdoppelt haben, damit ohne Engpässe parallel online gearbeitet werden konnte und kann. Was sich als besonders vorteilhaft erwiesen hat: Viele Reisen zu Terminen bei Kunden fallen weg. Auch die Möglichkeit, unterschiedliche Leute aus unterschiedlichen Abteilungen bei unseren Kunden und uns an einen virtuellen Tisch zusammenzubringen, ist eine sehr positive Erfahrung. Bislang haben bei Meetings oft viele Teilnehmer für eine oder zwei Stunden zusammengesessen, selbst wenn einige nur zehn Minuten aktiv involviert waren. Das kann man online effektiver organisieren, indem man sich gezielt dazu- und abschaltet. Ich glaube, dass diese Form der Zusammenarbeit an Bedeutung gewinnen wird, weil die Arbeitszeit viel produktiver genutzt werden kann. Wir werden versuchen, dies nach der Corona-Krise beizubehalten.
„Wir konzentrieren uns auf die Optionen, die uns die Digitalisierung bietet“
?: Was bedeutet die Corona-Pandemie für den Vertrieb?
!: Auch im Vertrieb wollen wir neue Prozesse etablieren, also verstärkt per Webinar und Webmeeting arbeiten. Wann wir die nächste Messe besuchen können, ist momentan nicht absehbar. Also konzentrieren wir uns auf die Optionen, die uns die Digitalisierung bietet. Daneben suchen wir aber selbstverständlich – wenn möglich und gewünscht – weiterhin das persönliche Treffen.
?: Rechnen Sie mit einer Umsatz- oder Gewinndelle für Somentec durch die Corona-Krise?
!: Das zeichnet sich nicht ab. Somentec nutzt die Corona-Krise, um sich für die Zeit danach bestmöglich aufzustellen. Aktuell sind wir weiterhin gut bis sehr gut ausgelastet und dies wahrscheinlich bis weit ins Jahr 2021 hinein. Wir haben natürlich unser Reporting intensiviert, um kurzfristig zu erkennen, welchen Einfluss die aktuelle Situation auf unsere Zahlen hat. Das Ergebnis ist, dass sogar die eine oder andere Stunde mehr geleistet wurde und abgerechnet werden konnte als zuvor. Einfach deshalb, weil weniger Zeit auf der Straße verbracht wurde und wird. Zwar kommt es auch vor, dass Projektarbeit geschoben wird. Andererseits erhalten wir aber auch neue Aufträge, weil wir kurzfristig Kunden operativ im Tagesgeschäft unterstützen sollen, wenn Corona-bedingt Mitarbeiter ausfallen. Aktuell rechnen wir damit, dass einige Investitionsentscheidungen in unseren Zielmärkten nicht mit dem größten Nachdruck verfolgt werden bzw. auf eine Zeit nach der Corona-Krise verschoben werden. Für diesen Zeitpunkt, der wahrscheinlich erst im Jahr 2021 liegen dürfte, wollen wir bei Somentec die optimalen fachlichen und personellen Voraussetzungen schaffen.
„Wir wachsen trotz Corona weiter“
?: Sie geben das Stichwort: Wie sieht es auf der Personalseite aus? Verfügen Sie über die notwendigen Ressourcen?
!: Wir stellen auch in der Krise weiteres Personal ein, insbesondere im Bereich Projektmanagement. Dort soll das Team noch in diesem Jahr um 20 % vergrößert werden. Dafür suchen wir ebenso Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie in den Bereichen Softwareentwicklung und Test. Etwa die Hälfte der Verträge ist schon unterschrieben, mit weiteren Zugängen stehen wir kurz vor Vertragsabschluss. Wir wachsen trotz Corona weiter. Ende 2020 dürfte unsere Belegschaft die 90er-Marke geknackt haben.
?: Gibt der Arbeitsmarkt das her?
!: Ich erwarte nicht, dass die Unternehmer in der aktuellen Situation scharenweise IT-Leute auf die Straße setzen. Die Kurzarbeit in Deutschland ist ein tolles Werkzeug, in Krisen Beschäftigung zu sichern. Aber wenn es in den nächsten Wochen und Monaten in den besonders in Mitleidenschaft geratenen Branchen Insolvenzen gibt, werden sicherlich auch IT-Leute auf den Markt kommen. Vielleicht denkt auch schon heute die eine oder andere Kraft in Kurzarbeit über eine berufliche Neuorientierung nach. Wenn wir heute die Werbetrommel rühren, ist die Resonanz jedenfalls deutlich stärker als noch vor einem halben Jahr.
„Der Weg in die Zukunft birgt Unwägbarkeiten und Risiken“
?: Profitiert Somentec also von der Corona-Krise?
!: Mit solchen Wertungen bin ich vorsichtig. Wir haben das Glück, für eine systemrelevante Branche arbeiten zu dürfen. Als ITler waren und sind wir außerdem in der Lage, unsere Arbeit und die Kundenkommunikation schnell zu digitalisieren und zu mobilisieren. Wir mussten unser Geschäft zu keinem Zeitpunkt unterbrechen. Insofern sind für uns Ausgangsposition und Perspektiven gut. Aber es gibt keine Erfolgsgarantie. Wir stehen am Anfang der Pandemie. Der Weg in die Zukunft birgt Unwägbarkeiten und Risiken. Wir tun alles und hoffen, dass Corona um unsere Belegschaft und ihr nahestehende Personen weiterhin einen Bogen macht. Wachsamkeit, Flexibilität, Entschlusskraft und auch eine Portion Demut sind in meinen Augen gute Zutaten, damit wir diese turbulente Phase tatsächlich gut überstehen und im Idealfall gestärkt aus ihr hervorgehen.
?: Herr Polak, vielen Dank für das Gespräch.