Die sich vor allem durch immer mehr dezentrale Einspeiser und den Hochlauf der Elektromobilität rasant ändernden Lastbedingungen im Stromnetz erfordern aktuelle und tiefe Einblicke in die Physik der Netze. Johannes Klick von Bentley Systems und Wolf Epple, Teamleiter geografische Datenverarbeitung bei den Stadtwerken Schwäbisch Hall, stellten ein aktuelles Pilotprojekt bei den Stadtwerken vor, bei dem Netzberechnungen wie Lastfluss und Kurzschlussberechnungen direkt im Geografischen Informationssysteme (GIS) vorgenommen werden können. Dabei kommt die Software OpenUtilities Analysis zum Einsatz, die Bentley zusammen mit Siemens durch die Integration des Netzplanungs- und Analyse-Tools PSS SINCAL von Siemens und OpenUtilities entwickelt hat. Die Vorteile der integrierten Netzberechnung im GIS liegen auf der Hand: unter anderem Reduzierung von Datenpflege- und Modellierungskosten, jederzeit aktuelle Daten sowie Einsparung aufwändiger Datenübergabeprozesse. Bislang ist die Erstellung von Netzberechnungsmodellen im Bereich der Mittel- und Niederspannung bei den Stadtwerken Schwäbisch Hall immer wieder mit hohem Aufwand verbunden. Die ersten Erkenntnisse aus dem Projekt in einem Testgebiet am Umspannwerk Westheim sind vielversprechend. Zwar erfordert die Aufbereitung der Daten für die Netzberechnung im GIS auch eine Anstrengung, etwa durch die Bereinigung der Topologie, das Aufbereiten des Datenbestandes und Systemkonfiguration. Doch nach gründlicher Vorbereitung stehen die Ampeln dauerhaft auf grün: Netzberechnungen können dann jederzeit und auf dem jeweils aktuellen Datenbestand durchgeführt werden. Künftig soll die Netzberechnung im GIS auf das gesamte Versorgungsgebiet der Stadtwerke Schwäbisch Hall erweitert werden.
Um die Stromnetze bei volatilen Lasten jederzeit automatisiert stabil zu halten, verlangt der am 1. Oktober 2021 anzuwendende Redispatch 2.0 von Verteilnetzbetreibern für Anlagen mit mehr als 100 kW Erzeugungsleistung ein prognosebasiertes Engpass-Management. Die setzt klar strukturierte und definierte Abstimmungs- und Datenaustauschprozesse über die verschiedenen Netzebenen voraus. Die Stadtwerke Schwäbisch Hall bieten diese als Bestandteil ihrer ASCARI-Netzservices bundesweit für andere Netzbetreiber in allen Regelzonen an. Peter Breuning, Abteilungsleiter Netzleittechnik Service bei den Haller Stadtwerken, erwartet, dass bis zu 70 Anschlussnetzbetreiber die komplette Redispatch-Dienstleistung der Stadtwerke Schwäbisch Hall in Anspruch nehmen werden. Die Ankopplung neuer Mandanten sei kein Problem, egal ob die volle Redispatch-Dienstleistung in Anspruch genommen wird oder ob ein eigenes Netzführungssystem oder ein Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS) existiert. Peter Breuning zeigte detailliert auf, wie im jeweiligen Fall Prozesse und Informationsflüsse administriert werden. Seine Botschaft: „Kunden erhalten von den Stadtwerken Schwäbisch Hall den Einstieg in den Redispatch-Prozess komplett schlüsselfertig, ohne dafür eigene Ressourcen aufbauen zu müssen.“